Axel Grysczyk über das Doggyhouse

Offenbach    
Axel Grysczyk

Faulenzen, sonnen, spielen, Gassi gehen und das Rudelleben erfahren. Das finden Hunde in der Hundetagesstätte (Huta) Doggyhouse klasse.

Daher kommen sie wieder, werden stets mehr und machen alle die Erfahrung: Huta-Betreuerin Manuela Keßler ist der Chef.

Sie heißen Aaron, Ramon oder Hugo, sind Scheidungsopfer oder werden gebracht, weil Frauchen und Herrchen berufstätig sind. Jeden Morgen trudeln sie auf dem Gelände in Offenbach ein. Einige werden im klimatisierten Hundeanhänger von Keßler abgeholt.

Erst kommen sie in einen blickdichten, eingezäunten Zwischenraum. Nach einer Weile wird die Tür zum eigentlichen Gelände geöffnet. „Dadurch ist es für die Tiere stressfreier. Es entsteht kein wildes Gebelle am Zaun. Wer neu eintrifft, wird von den anwesenden Hunden einzeln begrüßt“, erklärt Kessler.

Auf dem 2500 Quadratmeter großen gartenähnlichen Gelände gibt es Podeste zum Draufklettern und Hinlegen, Bälle oder Taue zum Spielen und Mini-Zelte oder Hütten als Rückzugsmöglichkeiten. Und es herrschen eiserne Regeln. Zum Beispiel deutliche Kommandos. Dabei gilt: Brustkorb raus, deutlich und laut reden. Keßler: „Wer gebückt steht, wird von Hunden nicht ernst genommen.“ Wichtiger sei aber „den Hund zu lesen.“ Was sie meint, demonstriert sie an Aaron. Fummelt dem belgischen Schäferhund an der Schnauze, bis er die Lefzen hochzieht. „Er will jetzt nicht beißen. Er will nur zeigen, dass er das nicht mag. Ihn zu ermahnen oder zurechtweisen würde überhaupt nichts bringen“, erklärt sie.

Die 39-Jährige berichtet von einem Aha-Erlebnis. Sie habe als Tauchlehrerin in Thailand gelebt und gearbeitet. Da steuern Hunde die Tempel an, weil die Mönche mit ihnen Wasser und Essen teilen. Es hat nie Reibereien unter den Hunden gegeben – weder beim Fressen noch beim Aufenthalt im Tempel. Grund: Sie leben im Rudel. Und dieses Rudel-Verhalten will Keßler auch in ihrer Hunde-Tagesstätte herstellen. „Klar, muss ich manchmal dazwischen gehen. Dann bekommt einer mal einen Anpfiff oder ein Streithahn kommt an die Leine“, sagt sie. Aber: Größeres Gekläffe oder Gezanke bleibt aus. Mehr noch: Die Hunde integrieren sich. So wie Aaron. Der ist am Anfang ein Dauerbeißer in der Huta gewesen. In der Zwischenzeit fällt er nur noch als Schmuser auf.
Und trotzdem ist Hunde-Erziehung nicht der Job von Kessler. „Dafür sind Hundeschulen zuständig. Ich mache das nur, um einen stressfreien Tag zu haben“, sagt sie und ergänzt: „Wenn einer ein Stinkstiefel durch und durch ist, nehme ich ihn nicht auf.“

Zwölf bis 15 Hunde können im Doggyhouse tagsüber und nur werktags aufgenommen werden. Keßler: „Mehr geht nicht. Ansonsten verliere ich den Überblick, zum Beispiel wenn sich ein Hund verletzt.“ Ein Huta-Tag kostet 18 Euro ohne Verpflegung. Futtern in der Huta ist ausgeschlossen, „weils sonst nur Stress gibt.“ Derzeit sind sieben Vierbeiner da.

Fester Bestandteil dagegen ist das Gassi gehen. Dafür werden Gruppen gebildet. Ist eine Gruppe auf Schnuppertour, passt ein Keßler-Mitarbeiter auf den Rest auf. In der Regel gibts eine Fahrradgruppe. Die ist täglich bis zu 15 Kilometer unterwegs.

Einen Tipp verrät Keßler noch zum Schluss. Hunde machen nur das, was man selber macht. Läuft man übers Gelände, laufen sie mit. Schläft man, schlafen sie auch. Mit einer Ausnahme: Sie bleibt der Chef.