Jana Arnol über das Doggyhouse

Weite Sandfläche, viele Pflanzen, eine Poollandschaft und Sonnensegel auf einer riesigen Außenfläche – wer sich im Bierbrauerweg 64 umsieht, könnte meinen, er sei im Urlaub. Jedoch befindet er sich weder am Meer noch im Beach-Club, sondern auf dem zukünftigen Gelände des „Doggyhouses“ von Manuela Keßler.

Vier Beine statt vier und zwei Räder hieß es auf dem Areal schon einmal: Wo einst die städtische Zulassung und der TÜV ihr gemeinsames Domizil hatten, sperrte das Ordnungsamt eine Zeit lang sichergestellte Kampfhunde ein. Dass dem Hundeknast eine Hundeluxusherberge folgt, ist in den Augen der städtischen Wirtschaftsförderung eine prima Entwicklung; Vereine, die sich für die Anlage interessierten, kamen nicht zum Zuge.

Manuela Keßler betreibt seit sieben Jahren eine „Hunde-tagesstätte“ in Offenbach, in der Halter ihre Schützlinge tagsüber in Betreuung geben können. Sie arbeitet nach dem Konzept des amerikanischen „Hundeflüsterers“ Cesar Millan, der die Tiere ohne Gewalt, sondern „nur mit Hilfe der richtigen Energie“ erziehen will. In der Anlage verbringen zwischen 45 und 60 Vierbeiner ihre Tage im offenen Rudel an der frischen Luft. Zusätzlich ist auch ein Bring- und Lieferservice mit dem „Doggyshuttle“ möglich, der den Hund ganz nach Wünschen seines Besitzers zu Hause abholt oder am Abend wieder zu seinem Herrchen bringt.

24-Stunden-Service im Angebot

Da die Nachfrage in den letzten Jahren stetig anstieg und der Platz auf dem alten Gelände in der Hessenstraße nun nicht mehr für alle vierbeinigen Gäste ausreicht, zieht Manuela Keßler an den Bieberer Berg. Dort gibt es nicht nur wegen der 5000 Quadratmeter großen Fläche und des komfortablen Innen- und Außenbereiches wahren Luxus für den Hund. Das „Doggyhouse“ bietet seinen Kunden auch etliche zusätzliche Verbesserungen.

So steht nun auch ein 24-Stunden-Service im Angebot des Doggyhouse-Teams. Hunde können für mehrere Tage oder Wochen in Pension gegeben werden und haben so die Chance, ihren kompletten „Urlaub“ im Rudel zu verbringen. Eine andere Neuerung ist das stationäre Therapiezentrum. Manuela Keßler und ihre Mitarbeiter betreuen dort traumatisierte oder verletzte Hunde und nehmen ihnen beispielsweise die Angst vor dem Auto. Um den Luxus komplett zu machen, gibt es auch Akupunktur und Homöopathie in Quarantänebereich und integrierter Arztpraxis. Dort wird nicht nur geimpft und kontrolliert, sondern bei Bedarf auch kastriert.
Bisher nur positive Erfahrungen mit der Nachbarschaft gemacht

Mindestens genauso wichtig wie die richtige Betreuung der Vierbeiner ist für Keßler die „Therapie“ der Besitzer. So bietet sie nicht nur Informationsveranstaltungen und Therapien gegen Angst vor Hunden an, sie versorgt die Halter auch mit Insiderwissen und verbessert so das Zusammenleben mit den Haustieren. „Viele Kunden fragen sich, warum es mit ihrem Hund zu Hause nicht so gut läuft wie hier bei mir“, erklärt die Hundeflüsterin: „Die Besitzer müssen verstehen, dass der Hund einen Rudelführer braucht. Hat er keinen, übernimmt er die Rolle selbst und es kommt zu Problemen.“

Dass die Anlage eine Lärmbelästigung für die angrenzenden Wohnhäuser im Bierbrauerweg darstellen könnte, glaubt Manuela Keßler nicht. Sie habe bisher nur positive Erfahrungen mit der Nachbarschaft gemacht. „Die Flugzeuge in dieser Gegend sind lauter als meine Hunde“, sagt sie. Man dürfe sich den Lärmpegel nicht wie in einem Tierheim vorstellen, in dem die Tiere in Boxen lebten: „Je freier die Hunde, desto weniger haben sie sich zu erzählen.“

Das gute Gewissen des Hundehalters, der sich mal Freizeit vom Vierbeiner nehmen will oder muss, hat seinen Preis. 18 Euro kostet am Offenbacher Bierbrauerweg die Unterbringung des Lieblings unter seinen Artgenossen am Tag.